Erklärung:
„Anscheißn“ is im Bairischen a vielseitiges Verb. Es kann bedeuten, dass ma jemanden beim Chef, bei de Eltern oder bei da Polizei „verpetzt“ oder anschwärzt. Gleichzeitig kennt ma’s im direkten Sinn für „anscheißen“ – also, dass einer wortwörtlich in die Hosen gmacht hod. Meistens is aber die übertragen gmoante Bedeutung im Spiel: wenn einer „ang’schissn“ wird, dann hat er a Problem am Hals. In Bayern hod des Wort an festen Platz in da Sprache, weil’s brutal deutlich is und glei jeder woaß, wos gmoant is.
Bedeutung
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Deutsch:
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jemanden anschwärzen, verpetzen, verraten
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(wörtlich) sich beschmutzen, in die Hosen machen
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Englisch:
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to snitch on, to rat out, to denounce
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to shit on oneself
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Aussprache
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IPA: [ˈanˌʃaɪ̯sn̩]
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Umschrift: „An-scheißn“
Herkunft / Kulturhintergrund
Das Wort is klar aus’m Derben entlehnt – „Scheißn“ kennt jeder, des „an-“ davor gibt dem Ganzen die Richtung: jemanden „anscheißn“ = ihm wos aufhalsen. In der bairischen Wirtshaus- und Arbeiterkultur is „anscheißn“ ned nur Schimpf, sondern a soziale Kategorie: nix is verachteter, wia a „Anscheißer“. Drum hat’s fast a moralische Dimension – anscheißn geht ned, des is gegen d’Ehre.
Typische Verwendung (Beispiele)
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„Wos host’n wieda meim Chef von mir g’sagt? Host mi ang’schissn?“
→ Hochdeutsch: „Was hast du meinem Chef über mich erzählt? Hast du mich verpetzt?“ -
„Der Bua hot si aus Angst fast ang’schissn.“
→ Hochdeutsch: „Der Junge hat sich vor Angst fast in die Hosen gemacht.“
Grantler-Kommentar
Anscheißer samma doch eigentlich alle a bissl – ob ma’s zua gebn oder ned. In da Schule, wenn’s um die Schokolade geht, oder in da Arbeit, wenn einer z’vui Pause macht. Nur in Bayern gilt: anscheißn is as niederträchtigste, wosst macha kannst. Lieber a guade Watschn einstecka, als zum Anscheißer degradiert werdn. Und im wörtlichen Sinn? Joa mei – irgendwann scheißt si jeder moi an, sei’s als Kind oder im Suff. Passiert. Nur ned drüber redn.
Verwandte Wörter
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anschwärzn
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verpetzn
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anschmarrn
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ang’schissn sei