Fetzen

Im bayerischen Alltag kommt da Wörtchen „Fetzen“ erstaunlich oft vor – und ned nur, wenn grad die Wäsche z’rissn is. Ob’s jetzt a alter Putzlumpen is, a Hos’n, wo d’Knie schon zwei Joahr durchg’schaut ham, oder a Fahne im Wind, die scho bessere Zeit’n g’sehng hat: Fetzen passt immer. Mei Oma hod früher g’sagt: „Geh, nimm den Fetzen und wisch den Schmarrn weg!“ – und g’meint hod’s an uralten, graumelierten Lappen, der früher vielleicht amoi a Unterhemd war.

Bedeutung

Deutsch: Stück alter Stoff, Lumpen, abgetragene Stoffreste.
Englisch: rag, piece of old cloth, tatter.

Aussprache

IPA: [ˈfɛtsn̩]
Umschrift:Fetzn

Herkunft / Kulturhintergrund

Das Wort „Fetzen“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen „vezzen“ (Stück, abgerissenes Teil) und hat sich bis heute in vielen bairischen Dialektvarianten g’halten. Im Alltag spielt der Fetzen oft a roll’n beim Putzen (der berühmte „Staubfetzn“) oder wenn jemand ois ziemlich abgeranzt bezeichnt wird: „Der rennt rum, wia da letzte Fetzen.“ Des kann sowohl scherzhaft als a beleidigend g’meint sein. Außerdem kennt ma im Wirtshaus no die Variante „a Deppafetzen“ für jemanden, der scho stark jenseits der Nüchternheit steht.

Typische Verwendung (Beispiele)

Grantler-Kommentar

Ja mei, des Wörtchen „Fetzen“ is halt a Multitalent. Im Haushalt issa der Held, beim Dreckwegputzen, im Wirtshaus der Spitzname für an sauf’delten Kumpel und in da Politik könnt ma’s aa da und dort brauchen. I sogs eich: A Fetzen is wenigstens ehrlich – der schaut so aus, wia er is. Ned so wia d’Modefetzen in de Boutiquen, wo’d a Haufen Geld zahlst für an Stoff, der ausschaut, ois hätt a Bulldog drüberg’fahrn. Na guad, wem’s g’fallt: I bleib bei meim Staubfetzn, der kost’ nix und macht wenigstens sei Arbeit.

Verwandte Wörter

Lumpen
Fetzenhemd
Staubfetzn
Fetzen-Gstanzl

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